80-20-Regel (Pareto-Prinzip[1], 80-Prozent-Methode, Ungleichverteilungsregel)

(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.6)

1 Definition

80% Wirkung erreicht man oft mit 20% Aufwand[2]. Perfektion ist also oft (zu) teuer. Denn für die restlichen 20% Wirkung benötigt man 80% Aufwand, also 16 mal so viel. Das gilt oft auch im Umweltschutz, bei Aufwand zu Ertrag, Fehler zu Fehlerursachen, Beschwerden zu Beschwerdeursachen, usw.

Die 80-20-Regel ist eine Erfahrungsregel über eine typische Ungleichverteilung, die helfen kann bei politischen Programmen ebenso wie im Alltag.

2 Weitere Informationen

2.1 Anwendungsbeispiele

80-20-RegelDie Regel gilt oft für Ursache-Wirkungs-Beziehungen, den Zusammenhang zwischen Fehlerarten und Fehlern, Aufwand für den Klimaschutz und Wirkung, usw.: 20% aller Ursachen können für 80% der Wirkung verantwortlich sein.

Das wurde insbesondere für das Qualitätsmanagement übernommen und bedeutet dort, dass 20% der Fehlerarten / Fehlerursachen für 80% der Fehler verantwortlich sind. Qualität lässt sich also u. U. mit geringem Aufwand deutlich verbessern: man muss es nur systematisch anpacken und prüfen, welche Fehlerursachen besonders häufig bzw. besonders "teuer" sind. Bei der Bewältigung von Problemen und Durchführung von Veränderungen gilt entsprechend: Eine Grundlage für die weitere Arbeit ist u. U. bereits gegeben, wenn ein Problem zu 80 % gelöst ist. Produkte bestehen zu 80% aus 20% der Komponenten, was ebenfalls klar signalisiert, um welche Komponenten man sich vordringlich kümmern sollte. Seitenanfang

Diese grundlegende pragmatische Erkenntnis widerspricht einer verbreiteten juristischen Sichtweise, die nur vollständige und perfekte Lösungen akzeptieren will und dabei oft übersieht, dass sie in der Praxis doch nicht erreicht werden können. Dann geschieht die Priorisierung "hinterrücks", unsystematisch und unwirtschaftlich und u. U. mit gravierenderen Folgen als bei einer bewussten Priorisierung.

Die 80-20-Regel ist Grundlage einer sinnvollen Priorisierung, die einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Effizienz des Handelns leisten kann, und kann auch das Ergebnis einer Portfolioanalyse sein. Siehe auch die Stichwörter ABC-Analyse, Priorisierung.

Die Beachtung der 80-20-Regel ist auch als Konsequenz aus dem Wirtschaftlichkeitsgebot zu beachten, das vorschreibt, Mittel so einzusetzen, dass damit ein maximaler Beitrag zum Gemeinwohl erreicht wird.

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2.2 Andere Formulierungen / Regeln

2.2.1 Gossensches Gesetz des abnehmenden Grenznutzens

Differenzierter behandelt die Problematik das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens (Gossensches Gesetz), das besagt, dass der Konsum eines Gutes mit zunehmender Menge einen immer geringeren Zusatznutzen stiftet (vereinfacht: der erste Schluck löscht am meisten Durst) und ab einer bestimmten Menge sogar negativ wirkt (wenn man zu viel trinkt ...). Ausführlicher in Wikipedia ...

2.2.2 Ertragsgesetz / Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs

Ähnliche Zusammenhänge sind für die Produktion beschrieben als Ertragsgesetz, ermittelt zunächst für die Landwirtschaft: intensivere Bearbeitung des Bodens (= Einsatz von mehr des Produktionsfaktors Arbeit) bei gleichem Aufwand an Saatgut und Dünger führt zunächst zu höheren, später zu abnehmenden Grenzerträgen (hier: Ertrag pro zusätzlich eingesetzter Arbeitsstunde). Entsprechendes lässt sich für den Einsatz von Dünger - bei im übrigen gleichem Einsatz der anderen Faktoren - beobachten. Ausführlicher in Wikipedia ...

Zu dem Nutzen des Arbeitskräfte-Einsatzes in Gruppen mit ähnlichen Wirkungen (mehrere, die am Tau ziehen, bringen nicht die entsprechend vielfache Leistung, sondern vielleicht nur 50 %) siehe den Beitrag zum Ringelmann-Effekt.

3. Quellen

Koch, Richard (1998/2004): Das 80/20-Prinzip. Mehr Erfolg mit weniger Aufwand. 2. Aufl., Frankfurt/M. (Originaltitel: The 80/20 principle. The secret of achieving more with less. London 1997, 2. Aufl. New York 2008).

 


Anmerkungen

Zurück zum Text Vilfredo Pareto, 1848-1923, italienischer Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe, untersuchte die Vermögensverteilung in Italien und stellte fest, dass sich 80% des Vermögens im Besitz von ca. 20% der Familien befand. Eine ähnliche Ungleichverteilung ist in vielen anderen Bereichen zu finden.
Zurück zum Text Die Zahlen "80" und "20" sind dabei nicht als exakte Messwerte zu verstehen, sondern signalisieren die Möglichkeit einer erheblichen Ungleichverteilung, die praktisch beachtet werden muss, aber auch genutzt werden kann. Die Zahlenwerte haben also eine Funktion wie bei der 10er-Regel der Fehlerkosten und der 90-9-1-Regel.