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  System und New Public Management / NSM
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System (Systembegriff und Systemmodell)
(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.13)

1. Definition

Eine gegenüber der "Umwelt" abgegrenzte Gesamtheit von Elementen, zwischen denen Beziehungen bestehen und die durch diese Beziehungen und die Abgrenzung zur Umwelt als Einheit behandelt werden kann; z. B. eine Maschine, eine Organisation (= "Institution") (eine Organisation ist in der Regel aufgrund ihrer Elemente ein "soziotechnisches" System).

Jedes Element erhält seine Bedeutung erst durch das System. Man kann die Teile eines Systems deshalb nicht einzeln analysieren oder gestalten, sondern nur im Systemzusammenhang. Und das System erbringt Leistungen, die mehr und anders sind als die Summe der Leistungen seiner Elemente.

Systemmodell im NSM - Klick für größere GrafikDie Analyse als "System" öffnet weiter den Blick für die Ermittlung von Systemfunktionen und -beziehungen, also einen Komplex zusammengehöriger Fragen, und Funktionsweisen wie Selbstreferenz und Autopoiese, Ultrastabilität, die dem sonst üblichen "kausalen" Denken unbekannt sind.

Die Abgrenzung eines Systems (Festlegung der Systemgrenzen) erfolgt entsprechend dem Untersuchungsinteresse und ist nicht objektiv vorgegeben.

Im Verwaltungsmanagement wird die Systembetrachtung um "Outcome" erweitert (s. Grafik), weil erst damit die Funktion der öffentlichen Verwaltung zutreffend erfasst werden kann, s.u. sowie das Stichwort Effizienz/ Effektivät mit Zusatzinformationen. Seitenanfang

2. Weitere Informationen

Systemmodell - Online-Verwaltungslexikon

Das Systemmodell und seine Bedeutung in der Managementlehre

1. Zusammenfassung

a) Wozu ein "Systemmodell"?
In unserer komplizierten Welt hat sich das Systemmodell als brauchbar erwiesen, komplexe Erscheinungen (Gruppen, Betriebe, Behörden, Verbände, Parlamente, die Gesellschaft) besser verstehen, gestalten und steuern zu können. Für Verwaltungsmanagement liefert es eine Grundlage für das Verständnis in allen seinen Teilbereichen.

... es ist die Einsicht gewachsen, "dass unser Wahrnehmungsapparat für Komplexität und Veränderung an seine Grenze gestoßen ist und durch die auf ihn zukommenden Probleme überfordert wird."

Bleicher 2004, S. 51

b) Was ist ein System? Wie funktioniert es?
Ein System ist nach außen - zur Umwelt - abgegrenzt. Es besteht aus Elementen, die miteinander in Beziehung stehen und dem System eine Struktur geben. Das System nimmt von außen etwas auf (Input), verarbeitet es (Throughput) und gibt es wieder in die Umwelt ab (Output).

Ein System ist mehr als die Summe seiner Elemente, und die Elemente erhalten ihre Bedeutung erst durch die Funktion im System. Das Besondere am System ist also seine Ganzheitlichkeit.

Das macht es schwierig, solche Systeme zu verstehen. Einfache Ursache-Wirkungs-Ketten reichen nicht aus, denn es gibt Wechselwirkungen und Rückkoppelungsprozesse. Es muss komplexer und "ganzheitlich" gedacht werden: in Systemstrukturen, gegenseitigen Abhängigkeiten, "vernetzt", in Systemproblemen und -funktionen. Seitenanfang

c) Folgeprobleme von Systemen
Menschen und Systeme reagieren auf die Komplexität ihrer Umwelt, die eigentlich viel zu groß ist um erfasst und gedanklich verarbeitet zu werden. Deshalb verwenden sie Mechanismen zur „Reduktion von Komplexität“, die ihrerseits Folgeprobleme haben. Sie tendieren aber auch dahin, sich zur Umwelt abzuschotten und ein Eigenleben zu führen („selbstreferenziell“ zu sein). Das gilt speziell für Behörden die nur darauf achten müssen, vom Haushaltsgesetzgeber genügend Ressourcen als Input zu erhalten, die in der bisherigen traditionellen Steuerung aber nicht gezwungen sind über ihren Output Rechenschaft abzulegen.

d) Besonderheiten beim NSM
Im Neuen Steuerungsmodell sind die Leistungen/Produkte (im Sinne der KLR) "Output". Anders als für Betriebe der Privatwirtschaft wird aber auch betrachtet, welche Wirkungen die Produkte haben, denn erst diese Wirkungen - Outcome - rechtfertigen die Existenz einer Behörde. Ausführlich dazu unten.

2. Das „einfache“ Modell

a) Bedeutung und Entstehung des Systemmodells

Ein System ist mehr als die Summe seiner Elemente, weil es Leistungen möglich macht, die nicht die Addition der Einzelleistungen der Elemente sind. Ein Auto ohne Lenkrad ist ebenso wertlos wie das Lenkrad ohne Auto. Erst die vollständige Wertschöpfungskette erbringt ein Produkt mit Nutzen für den Kunden, eine Leistung für den Bürger oder die Allgemeinheit, ein Fehler eines Teils macht das ganze Produkt wertlos (dies ist eine entscheidende Grundlage für und Ansatzpunkt von Qualitätsmanagement). Seitenanfang

Keine Variable in einem System beeinflusst eine andere, ohne von ihr selbst beeinflusst zu werden.

Bleicher 1996, S. 46

Jedes Element erhält also seine Bedeutung erst durch das System, und das System funktioniert nur und hat Bedeutung erst durch das Zusammenspiel der Elemente. Man kann die Teile eines Systems deshalb nicht einzeln analysieren oder gestalten, sondern nur im Systemzusammenhang, und kann das System nicht verstehen ohne Kenntnis seiner Elemente.

Diese Beobachtung gilt auch für die belebte Welt. Um solche Erscheinungen besser zu analysieren, hat sich zunächst in der Biologie die Systemsicht und die Systemtheorie entwickelt, die im Laufe der Zeit dann zu einer allgemeinen Systemtheorie weiterentwickelt wurde und ihren Siegeszug durch viele Wissenschaftszweige antrat, einschließlich der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.[FN1]

Die Analyse als "System" öffnet z. B. den Blick für die Ermittlung von Systemfunktionen und -beziehungen, also einen Komplex zusammengehöriger Fragen und Funktionsweisen wie Selbstreferenz und Autopoiese, Ultrastabilität, die dem sonst üblichen "kausalen" Denken unbekannt sind. Es eröffnet die Wahl zwischen der Betrachtung des Systems als "Black Box", um die Wirkung des Systems zu erfassen, und einer Öffnung der "Black Box", um die Funktionsweise des Systems in die Analyse einzubeziehen - dies hat eine Parallele im Neuen Steuerungsmodell (s.u.). Seitenanfang

Die Abgrenzung eines Systems (Festlegung der Systemgrenzen) erfolgt entsprechend dem Untersuchungsinteresse und ist nicht objektiv vorgegeben. »Untersuchungsbereich, »Input, »Throughput, »Output

b) Systemprobleme

Die Systemsicht ermöglicht ein neues Verständnis für Probleme, die sich aus dem Systemcharakter ergeben:

c) Beschreibung des Systemmodells

Als System wird verstanden eine nach außen abgegrenzte Gesamtheit von Elementen, zwischen denen Beziehungen bestehen (die relativ dauerhaften Beziehungen bilden die Struktur des Systems). Das System ist durch eine Systemgrenze zur Umwelt abgegrenzt.

Allgemeine Systemdarstellung

Abbildung 1: Allgemeine Systemdarstellung


 SeitenanfangBetrachtet man den Leistungsprozess, dann ist

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System
und NSM

Quellen

"Input" ist für eine Behörde z. B. der Antrag, für einen privaten Produktionsbetrieb sind es die Werkstoffe, für einen Dienstleistungsbetrieb der Auftrag; Output ist für eine Behörde der Bescheid, für den privaten Betrieb das hergestellte Produkt bzw. die Dienstleistung, die der Kunde erhält. Anders formuliert: Behörden sind Betriebe zur Produktion bindender Entscheidungen (Luhmann).

Die betrieblichen Grundfunktionen lassen sich ebenfalls im Systemmodell darstellen, wie Abbildung 2 zeigt:

Grundfunktionen

Abbildung 2: Betriebliche Grundfunktionen


 SeitenanfangIn der Informatik wird dieses Modell für die Beschreibung der Informationsverarbeitung verwendet (vgl. Abbildung 3), die 3 Phasen sind auch Ordnungsmuster für Daten und Systemelemente (Eingabe-, Ausgabegeräte, Zentraleinheit = Verarbeitungseinheit):

IT-Phasenmodell

Abbildung 3: Phasenmodell
der Informationsverarbeitung


Damit aus dem Input etwas anderes, der Output, entsteht, muss das System den Input verändern, es muss ihn verarbeiten. Dies ist die Leistung des Systems, in der Systemtheorie auch als Throughput bezeichnet.

Aus organisatorischer Sicht werden als Systemelemente angesehen:

 SeitenanfangDiese bilden durch ihre Beziehungen untereinander die innere Struktur. Nur durch das Zusammenwirken der Systemelemente kann das System funktionieren.

System mit Binnenstruktur

Abbildung 4: System mit Struktur


Die Systemprozesse (die Systemleistung - Throughput) erfordern den Einsatz von Ressourcen, in betriebswirtschaftlicher Begrifflichkeit: Produktionsfaktoren, also Arbeit, Werkstoffe, Betriebsmittel. Im aktuellen Verwaltungssprachgebrauch sind "Ressourcen" Personal, Sach- und Haushaltsmittel. Der Verbrauch an Ressourcen wäre als Kosten zu erfassen (s. Kostenvergleichsrechnung und Kosten- und Leistungsrechnung). Seitenanfang

d) Verwendung des Systemmodells

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Systemmodell zu verwenden, je nach Situation und Erkenntnisinteresse.

Grundsätzlich lassen sich mit dem Systemmodell komplexe Einheiten in eine überschaubare Struktur bringen. Dazu ist es notwendig, das System abzugrenzen, zu definieren, was betrachtet werden soll (die Systemleistung? oder das System selbst?) und was Umwelt des Systems ist und nicht betrachtet wird.

Bei der Untersuchung kann die Betrachtung der inneren Struktur und der Prozesse des Systems als solches außer acht gelassen werden, vergleichbar mit der Black-box. Wichtig ist dann nur das Verhältnis zwischen Input und Output.

Abbildung 5: Das Systemmodell mit dem System
als Black Box (Systemprozesse werden ausgeblendet)

Dieses Verfahren dient zur Verringerung der Komplexität, es wurde zunächst in der Biologie entwickelt und hat sich als Forschungsansatz bewährt.

 SeitenanfangBei der Untersuchung, wie das System funktioniert, ist dann aber der Blick in das System hinein notwendig: das System wird dann zur "white box".

Ebenfalls möglich es, die Black Box zu öffnen und in die Untersuchung die Elemente und ihre Verknüpfungen einzubeziehen. Dann liefert das Systemmodell ein Ordnungsschema für die Strukturierung der Probleme und ihrer Untersuchung.

e) Beispiele für die Anwendung des Systemmodells

 SeitenanfangBeachte aber, dass das Black-Box-Verfahren nicht immer brauchbar und angemessen ist. Benchmarking greift da, wo Ergebnisse nicht sinnvoll definiert werden können, auf Verfahrensstandards zurück. Die Überprüfung von Prozessen auf ihre Eignung, qualitativ gute Ergebnisse zu erzielen, ist ein wesentlicher Bestandteil von Qualitätsmanagement, usw.

3. Das erweiterte Modell im Rahmen des New Public Managements / des Neuen Steuerungsmodells

Das erweiterte Systemmodell - Klick für größere GrafikIm New Public Management, dem weltweit akzeptierten Grundkonzept einer modernen Verwaltungssteuerung, in Deutschland oft als Neues Steuerungsmodell bezeichnet, wird die Systemdarstellung um "Outcome" erweitert (s. Grafik), weil erst damit die Funktion der öffentlichen Verwaltung zutreffend erfasst werden kann. S. auch Stichwort Effizienz/Effektivät mit Zusatzinformationen.

a) Beschreibung

Für die Erklärung des Neuen Steuerungsmodells gibt es eine Variante des Systemmodells, die "Input" als "Ressourceninput" interpretiert und die Darstellung in einer entscheidenden Beziehung ergänzt: um "Outcome", d. h. die Ergebnisse bzw. die Wirkungen des Output. Denn das Besondere der öffentlichen Verwaltung ist, dass sie in der Regel keine Leistungen auf einem Markt unter Konkurrenzbedingungen absetzt und sich dadurch finanziert, sondern Leistungen erbringt, die oft nicht Selbstzweck sind sondern nur Mittel zur Erreichung des eigentlichen Ziels. Als Erfolgsmaßstab reicht deshalb der "Absatz" nicht aus, vielmehr bedarf es anderer, zusätzlicher - und nicht einfacher - Kennzahlen, um den Erfolg zu beurteilen. Seitenanfang

b) Einige Beispiele

Das Systemmodell und die alte und neue Steuerung

Traditionelle - alte - Steuerung

Kurzfassung

Im einzelnen

Die bisherige traditionelle Steuerung erfolgt in erste Linie über den Input, d. h. über die Bereitstellung von Haushaltsmitteln. Es wird nicht im einzelnen festgelegt, was dafür geleistet oder bewirkt werden soll, welche Produkte in welcher Zahl und Qualität hergestellt oder welche Dienstleistungen in welcher Qualität erbracht werden sollen. Beispiel FH Bund: wieviele Studierende mit welcher Qualität ausgebildet werden, wird nicht festgelegt.

Außerdem wird der Input auch ungenau und zweckwidrig erfasst, nämlich als bewilligte Ausgaben, nicht dagegen als Ressourcenverbrauch (Kosten), z. B. fehlen im Haushaltsplan kalkulatorische Kosten (z. B. für die Nutzung der Liegenschaft der FH Bund) und Rückstellungen für künftige Pensionen.

Soweit der Haushaltsplan Planungsdaten über die Mittelverwendung enthält, sind diese in der Regel unverbindlich, im übrigen auch keine exakten Output-Vorgaben.

Bei der traditionellen Steuerung werden weiter durch zahlreiche Vorschriften Pro­zesse und Strukturen geregelt, jedoch nicht, was dabei herauskommen soll. Diese Regelungen behindern effizientes und flexibles Handeln an der Basis, wo die Probleme als erstes sichtbar werden und die Sachkompetenz vorhanden ist. Seitenanfang

Neue Steuerung:

Kurzfassung

Im einzelnen

Durch das NSM soll der Input effizienter verwendet werden. Erfasst werden Kosten und nicht Ausgaben. Außerdem wird die Beziehung zwischen Ressourcenverbrauch  und Output, den nach Art und Menge erfassten Produkten, hergestellt. Damit wissen die Akteure in der Verwaltung überhaupt erst einmal, was ihre Produkte kosten, und können sich bemühen, eine möglichst günstige Input-Output-Relation zu erreichen. Dazu dient auch die Übertragung der Ressourcen­verantwortung auf die fachlich zuständige Arbeitsebene und -einheit.

Vor allem soll auf Output-Steuerung umgestellt werden, d. h. Ziele und Planungsdaten für die zu erstellenden Produkte sollen steuerungsrelevant werden. Seitenanfang

Zusätzlich sollen die Qualität der Produkte, Kundenzufriedenheit und Ergebnisse und Wirkungen über Kennzahlen erfasst werden. Erst Outcome, d. h. Ergebnisse und Wirkungen, sagen etwas darüber aus, ob die öffentlichen Verwaltung ihren Zweck erfüllt und einen Beitrag zum Gemeinwohl leistet. Denn vorrangig ist die Frage „Tun wir die richtigen Dinge“, die Frage, die in der traditionellen, Input-orientierten Steuerung nicht gestellt wird oder nicht beantwortet werden kann.

Schließlich soll die Detailsteuerung durch Globalsteuerung mit Zielvereinbarungen abgelöst werden, die der Arbeitsebene die Befugnisse gibt, Prozesse und Strukturen (Throughput) weitgehend selbst zu bestimmen.

3. Quellen
Systemmodell - Online-Verwaltungslexikon

Literatur


Bleicher, Knut 2004 Das Konzept Integriertes Management. 7. Aufl., Frankfurt/New York 2004, S. 51 ff.
Luhmann, Niklas 1968 Zweckbegriff und Systemrationalität. Über die Funktion von Zwecken in sozialen Systemen. Tübingen 1968
Reinermann, Heinrich 2000 Neues Politik- und Verwaltungsmanagement: Leitbild und theoretische Grundlagen. Speyerer Arbeitshefte 130, Speyer 2000, online im Internet: http://www.dhv-speyer.de/rei/publica/online/spah130.pdf, S. 51 ff.


 SeitenanfangAnmerkungen

[1] Dazu zusammenfassend im Hinblick auf das Neue Steuerungsmodell Reinermann, Neues Politik- und Verwaltungsmanagement: Leitbild und theoretische Grundlagen. Speyerer Arbeitshefte 130, Speyer 2000, online im Internet, S. 51 ff.

Die Diskussion in den Sozialwissenschaften ist maßgeblich beeinflusst von der Systemtheorie von Niklas Luhmann, siehe z. B. Zweckbegriff und Systemrationalität. Über die Funktion von Zwecken in sozialen Systemen. Tübingen 1968, und zahlreiche spätere Veröffentlichungen.

[2] systemtheoretisch formuliert: Stabilisierung der Systemgrenze
[3] Ergebnis einer Kommunikationsanalyse in den 80er Jahren; sie dürfte weiterhin gültig sein und zum Teil erklären, warum Organisationen - nicht nur Behörden! - dahin tendieren, ein Eigenleben zu führen, für das der Außenstehende "fremd" ist und entsprechend behandelt wird.
[4]   Kurzinformationen dazu im Online-Verwaltungslexikon olev.de, genauer Reinermann, a.a.O., S. 95 ff.
[5] siehe die Ergebnisse des Projekts "Benchmarking in der Kommunalverwaltung" der Bertelsmann-Stiftung, wiedergegeben bei Adamaschek, Interkommunaler Leistungsvergleich, 1997, S. 103 ff.
[6] Adamaschek, a.a.O., S. 107

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© Copyright: Prof. Dr. Burkhardt Krems,
Köln, 2012-05-21
http://www.olev.de/s/system.htm