Transaktionskosten

(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.21)

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1 Definition

"Marktbenutzungskosten" die bei Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen über den Markt entstehen, weil reale Austauschprozesse bei unvollkommener Information und auf unvollkommenen Märkten stattfinden: Such- und Informationskosten, Verhandlungs- und Entscheidungskosten, Kontrollkosten und Kosten der Durchsetzung (einschließlich der Kosten bei Insolvenz des Vertragspartners). Wichtig für die Prüfung der Privatisierung, insbesondere Outsourcing, im Vergleich zu - internen - Koordinationskosten.

Transaktionskosten und Internet

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2.1 Bedeutung

Transaktionskosten sind dafür verantwortlich, dass nicht alle Güter und Dienstleistungen am Markt beschafft sondern zum großen Teil in den Unternehmen - unter Ausschaltung des Marktmechanismus - selbst erstellt werden: dadurch werden Transaktionskosten gespart. Die Einsparung entsteht u.a. durch die Möglichkeit interner Entscheidungen über Güter und Arbeitsleistung, ohne dafür jeweils Verträge aushandeln zu müssen (als Folge des Eigentumsrechts, der Organisationsgewalt, des Direktionsrechts usw.). Andererseits verursacht auch die interne Erstellung zusätzliche Kosten, die als Organisationskosten bezeichnet werden (sie werden in der Organisationslehre treffender als "Koordinationskosten" bezeichnet, womit auf das Koordinationsproblem als dem zweiten Grundproblem der Organisation verwiesen wird; auch die Bezeichnung als - interne - Transaktionskosten ist gängig).  Seitenanfang

Die Entscheidung, ob Güter, Dienst- und Arbeitsleistung am Markt beschafft oder im eigenen Unternehmen bereit gestellt werden, ist also das Ergebnis einer Betrachtung der Gesamtkosten: Produktionskosten plus Transaktionskosten (externe oder interne Transaktionskosten). In der öffentlichen Verwaltung werden Transaktionskosten allerdings oft nicht berücksichtigt: sie sind schlicht unbekannt.

Transaktionskosten begrenzen auch das Größenwachstum von Unternehmen - mit zunehmender Größe steigen die Transaktionskosten und heben den Vorteil interner Produktion auf - bzw. erklären interne Strukturen mit relativer Unabhängigkeit als Instrumente zur Verringerung von Transaktionskosten - und liefern damit auch eine wichtige Begründung für Reformkonzepte wie das Neue Steuerungsmodell (s. dazu Reinermann 2000).

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2.2 Transaktionskosten und Internet

Mit der Verringerung der Transaktionskosten durch Standardisierung und das Internet verringert sich auch der Vorteil interner Produktion. Dies ist einer der Gründe für die Entstehung und Verbreitung neuer Produktionsformen, u.a. der virtuellen Organisation, und verstärktem Outsourcing.

Transaktionskosten wurden erstmals von Ronald Coase 1937 beschrieben und in die Theorie eingeführt, er erhielt dafür 1991 den Nobelpreis für Wirtschaft[1].

2.3 Arten von Transaktionskosten

a) Zu den Transaktionskosten zählen

Für die öffentliche Verwaltung ist zu beachten, dass dies zum großen Teil "interne", nicht haushaltswirksame Kosten sind, die aber dennoch berücksichtigt werden müssen, weil sie Personalkapazität binden. Alles andere wäre ein Verstoß gegen das Gebot der Wirtschaftlichkeit. Die Arbeitskraft, die durch Vertragsanbahnung, Überwachung usw. gebunden wird, steht nicht für andere Aufgaben zur Verfügung, das muss als Kosten berücksichtigt werden, zumal bei Verwendung der KLR!

b) Neben der modelltheoretischen Betrachtung ist der Aspekt der Nachhaltigkeit (ist die Beurteilung auch langfristig richtig, d.h. was passiert z.B. bei Insolvenz des Anbieters?) und der Beherrschbarkeit zu beachten. Deshalb gilt im Total Quality Management TQM der Grundsatz, möglichst nur einen langfristigen Lieferanten zu gewinnen (s. Demings 4. Schritt zum TQM) sowie die Erläuterungen dazu von Bondt), auch wenn die Beschaffung durch wechselnde Lieferanten "billiger" wäre. Dies ist mit der Transaktionskostentheorie gut zu erklären: damit sollen diese Transaktionskosten verringert werden, auch wenn u.U. die Kosten der beschafften Güter und Dienstleistungen höher sind als bei ständig wechselnden Lieferanten.

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2.4 Transaktionskosten und Neues Steuerungsmodell

Siehe dazu grundlegend Reinermann 2000.

2.5 Transaktionskosten und Führung

"Die zentrale ökonomische Hypothese lautet, dass bei im übrigen gleichen Bedingungen stets die Vereinbarung mit den niedrigsten Transaktionskosten gewählt wird. Institutionelle Regelungen der Führung dienen damit der Senkung von Transaktionskosten, da sie den Vereinbarungsaufwand ersetzen oder zumindest reduzieren. Dies läßt sich unter anderem am Beispiel von starken Unternehmenskulturen, Führungsgrundsätzen und Stellenbeschreibungen zeigen: je mehr es gelingt, die zentrale Werte der Unternehmung in den Köpfen der Mitarbeiter zu verankern, desto eher werden sie von sich aus - ohne explizite Anweisung oder Absprache - im Sinne der Unternehmung denken und handeln. Und je stärker die Aufgaben und Rollen von Führer und Geführten in Führungsgrundsätzen und Stellenbeschreibungen präzisiert sind, desto geringer ist der interaktive Abstimmungsaufwand." (Wunderer, Führung und Zusammenarbeit, 2000, S. 88 f.) Seitenanfang

2.6 Entstehung, Fragestellungen

Die Transaktionskostentheorie entwickelt sich ab 1937 mit dem Aufsatz von Coase zu der Frage, warum es verschiedene Institutionen zur Produktion und zum Austausch von Gütern und Dienstleistungen gibt und nicht alle Austauschbeziehungen zwischen einzelnen unabhängigen Akteure am Markt stattfinden. Er kam zu dem Schluss, dass jede Transaktion, am Markt wie unternehmensintern, mit Kosten verbunden ist - ein Tatbestand, der in der ökonomischen Theorie bisher übersehen worden war. Sie unterstellte vollkommene kostenlose Information aller Beteiligten und folgerte daraus, dass der Marktmechanismus am besten geeignet sei, den Austausch von Gütern für die Wohlfahrt aller zu regulieren.

Die Existenz von Organisationen, die Austauschprozesse (auch als Teil der Güterproduktion) intern regeln, erklärt sich aus der Vermeidung von Transaktionskosten im Markt. Selbst wenn sie "teuer" sind und unvollkommen funktionieren, sind sie immer noch kostengünstiger als die Transaktionskosten, die Kosten der Marktbenutzung.

Wegen der Transaktionskosten können alternative Methoden der Koordination günstiger als der Markt sein, sie liefern auch einen Erklärungsansatz dafür, wann eine unternehmensinterne und wann eine Transaktion über den Markt kostengünstiger ist. Seitenanfang

3 Quellen

Coase, Ronald H.: The Nature of the Firm. In: Economica, Vol. 4, 1937, S. 386 - 405 (der Aufsatz, der die Entstehung der Theorie einleitet)

Coase, Ronald H.: The Institutional Structure of Production. Lecture to the memory of Alfred Nobel, December 9, 1991. Online-Quelle. (Rückblick auf die Entwicklung in der Vorlesung zur Verleihung des Nobenpreises 1991)

Speziell zur Bedeutung für die öffentliche Verwaltung

Budäus, Dieter: Privatisierung öffentlich wahrgenommener Aufgaben - Grundlagen, Anforderungen und Probleme aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht. In: Gusy, Christoph (Hrsg.), Privatisierung von Staatsaufgaben: Kriterien - Grenzen - Folgen. Baden-Baden 1998, S. 12-36

Reinermann, Heinrich: Neues Politik- und Verwaltungsmanagement: Leitbild und theoretische Grundlagen. Speyerer Arbeitshefte 130, Speyer 2000 (Erstveröffentlichung 1998). Online-Quelle 

Wunderer, Rolf: Führung und Zusammenarbeit: eine unternehmerische Führungslehre. 3. Aufl., Neuwied 2000 (8. Aufl., Köln 2009) Seitenanfang

 


Anmerkungen

Zurück zum Text Grundlage war u.a. die Veröffentlichung "The Nature of the Firm", 1937. Siehe die Pressemitteilung der Nobel-Stiftung zur Preisverleihung 1991
   

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