aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Marketing ist eine Funktion der Betriebswirtschaft
mit Stabscharakter.
Auch: Unternehmensführung
aus der Sicht des Kunden. Umgangssprachlich ist Marketing das
Bemühen, Waren
und Dienstleistungen
zu verkaufen.
Historische Entwicklung
Der Begriff „Marketing“ wurde erstmalig zwischen 1905
und 1920
an US-amerikanischen Universitäten verwendet und unterstrich durch
die Namensgebung die Marktorientierung.
Im deutschprachigen Raum fanden Absatzparameter, die über Preis und
Menge hinaus gehen, keine Berücksichtigung. Bis in die 60er Jahre
wurde im deutschsprachigen Raum jedoch weiterhin von
„Absatzwirtschaft“ gesprochen, wobei Verkauf
und Werbung
im Mittelpunkt des absatzpolitischen Instrumentariums standen. Eine
Ausnahme bildet die Untersuchung von
Stackelbergs aus dem Jahre 1939:
Im Gegensatz zur damals vorherrschenden Preistheorie,
welche von Preis und Menge als alleinige Aktionsparameter von
Unternehmungen ausgeht, berücksichtigte von Stackelberg erstmalig Qualitätsvariationen
und Vertriebspolitik,
wodurch das Kriterium der objektiven Austauschbarkeit aller an einem
Markt angebotenen Leistungen aufgehoben wurde und die Funktion der
Marktstimulierung Berücksichtigung fand.
Begleitet wurde die allmähliche Einführung eines differenzierten
Marketingbegriffes vom allmählichen Wandel der Absatzmärkte, weg vom
Verkäufermarkt,
in dem der Anbieter aufgrund eines gewissen Mangels an Gütern und
Dienstleistungen Preise und Konditionen weithehend bestimmen kann, hin
zu einem Käufermarkt,
in dem aufgrund zunehmenden Wettbewerbes immer mehr Kunden die Wahl
haben, ob sie ein Angebot in bestimmter Güte überhaupt wahrnehmen
wollen. Als Geburtsstunde des modernen Marketing (antike Formen hoch
entwickelten Handels werden i.d.R. nicht als Marketing bezeichnet)
gilt die Massenfertigung des ersten Ford-Pkw, in der Henry Ford zur
Farbe des Wagens sagte: "Der Kunde kann jede beliebige Farbe
haben - hauptsache sie ist schwarz."
In Deutschland gilt die Entwicklung des Backpulvers durch Dr.
Oetker als Geburtsstunde des Marketing. Durch das Angebot einer
Arbeitserleichterung, in Verbindung mit dem Einsatz von Massenwerbung,
wurde dem Kunden erstmals ein Produkt angeboten, dass er so noch nicht
brauchte. Durch die geschickte Erfindung immer neuer Produktvarianten
reicht die Erfolgsgeschichte dieses Angebotes bis in die Gegenwart
hinein.
Definitionen
Im Jahr 1968 definiert die „American Marketing Association“
Marketing wie folgt:
„Der Planungsprozess der
von Produkten
und Dienstleistungen
um Austauschprozesse zu erreichen, die individuelle und
organisationale Ziele
erfüllen.“
Diese Definition hat Eingang in die Allgemeine Lehrmeinung
gefunden. Marketing ist also nicht nur ein anderer Begriff für
Werbung
oder Verkauf.
Eine älter gefasste Definition beschreibt Marketing als einen Prozess
im Wirtschafts- und Sozialgefüge, durch den Einzelpersonen und Gruppen
ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigen, indem sie Produkte
und andere Dinge von Wert
erzeugen, anbieten und miteinander austauschen (vergl. älterer
Absatzbegriff von Gutenberg).
Nach Orbis Wirtschaftslexikon 1989: "Alle Maßnahmen einer
Unternehmung, die darauf ausgerichtet sind, den Absatz
zu fördern." Diese ältere Verkürzung ist in so fern auch
heute noch zutreffend, als dass die Elemente des Marketing dem
Unternehmen dazu dienen, eine erfolgreiche Teilnahme am Marktgeschehen
durch die Erreichung der Unternehmensziele zu realisieren. Auch Philip
Kotler, ein bedeutender US-amerikanischer
Wirtschaftswissenschaftler definiert Marketing ähnlich: "Bedürfnisse
profitabel zu befriedigen".
Heribert
Meffert und Klaus
Backhaus, zwei Wirtschaftswissenschaftler mit eher ganzheitlichem
Ansatz und starkem Bezug zum Investitionsgütermarkt, fassen Marketing
weiter. Meffert greift die unternehmensweite Funktion des Marketing
besonders auf und definiert: „Die bewusst marktorientierte Führung
des gesamten Unternehmens, die sich in Planung,
Koordination
und Kontrolle
aller auf die aktuellen und potentiellen Märkte ausgerichteten
Unternehmensaktivitäten niederschlägt." Hiermit ist
insbesondere die Motivation
nicht nur der kundennahen Wertschöpfungsbereiche zur überzeugenden
Leistung gemeint.In einem Unternehmen sollte sich jeder Mitarbeiter
bewusst darüber sein, welchen Anteil er persönlich für die
Zufriedenheit oder gar die Begeisterung des Kunden (siehe auch: Empfehlungsmarketing)
beitragen kann.
Beschaffungsmarketing
Im Käufermarkt
wird unter Marketing die Aktivität des Verkäufers
verstanden. Dies ist jedoch nicht umfassend. So kann es auch ein Käufer-Marketing
geben, also das gezielte Verhalten des Interessenten um eine
gewünschte Leistung zu erhalten. Im Verkäufermarkt
sowie im Falle eines unterentwickelten Marktes stellt z. B. das
Überreichen einer besonderen
Gegenleistung zum Erwerb einer Leistung eine Form des
Beschaffungsmarketing dar. Im weiteren Sinne kann auch das Zahlen von Schmiergeldern
oder eines Stipendiums,
wenn die Stipendiaten später für den Stipendiengeber arbeiten soll
als Beschaffungsmarketing gelten.
Das operative Beschaffungsmarketing setzt sich mit
beschaffungslogistischen Problemen im Rahmen des
Leistungserstellungsprozesses auseinander.
Die Kernelemente des Beschaffungsmarketing gliedern sich nach dem Marketing-Konzept
wie folgt:
- Beschaffungsmarktforschung
und -analyse und
- darauf aufbauend die Segmentierung des Beschaffungsmarktes.
Hieraus werden
- die Unternehmensgrundsätze zum Verhalten gegenüber den
Lieferanten abgeleitet sowie
- der beschaffungspolitische Marketing-Mix
erstellt.
Übersichten
Der Klassische Marketing-Mix
der „American Marketing Association“ (AMA)
Geläufige Erweiterung um wichtige benachbarte Funktionen
Marketingausrichtungen
Operative Marketingziele sind z. B.:
Marketingziele
Ein Käufermarkt,
der durch teilweise extreme Markttransparenz gekennzeichnet ist
(Stichwort: zum Wettbewerb "googeln"),
erfordert entweder sehr umfassende oder ausgesprochen spezialisierte
Vorgehensweisen (siehe Marktsegmentierung).
Beide Entwicklungen haben sich in der Vergangenheit unabhängig
voneinander abgezeichnet.
Strategische Marketingziele im Portfolio-Marketing
können sein:
(Entweder horizontale/vertikale Diversifikation
oder Spezialisierung)
Daraus ergeben sich Unterziele, beispielsweise in den
Bereichen: Platzierung, Qualität,
Regalfläche, Inhalt der Handelswerbung
und der Kundenwerbung
etc. Eine Zielformulierung
könnte lauten: "Wir wollen unseren Marktanteil im Hochbau
der Bundesrepublik
im nächsten Jahr von 3 auf 5 Prozent steigern" oder "wir
planen die Außendienstkosten in Berlin
innerhalb der nächsten 6 Mon. um 25 % zu senken."
Neben den reinen Ergebniszielen,
wie Menge und Art der verkauften Produkte oder die damit verbundenen
Kosten, sind auch qualitative oder informelle Prozessziele
zu beachten. Ein wichtiges Kriterium für gute Zielformulierung
ist die Nachhaltbarkeit der Zielerfüllung: i.A. sind nur auf
irgendeine Art quantitativ darstellbare Größen sinnvoll. Völlig
ungeeignet sind unscharfe Prozessziele wie z. B. "Wir wollen
die Zufriedenheit unserer Kunden im nächsten Jahr steigern."
Besser lautet es z. B. so: "Wir wollen die Produktqualität im
Bereich Dampferzeuger im nächsten Geschäftsjahr so weit steigern,
dass wir einen Kunden-Reklamationsstand von unter 5% erreichen."
Modebegriffe
In der Unternehmensführung und davon ausgehend für das Marketing
entwickeln sich ständig neue Moden
mit immer neuen Wortschöpfungen. Für diese neuen Begriffe wurde
häufig Markenschutz
beantragt, was verdeutlicht, dass es sich hierbei weniger um die
Weiterentwicklung einer Wissenschaft,
sondern oft um Werbebegriffe imagebewusster Unternehmensberater
handelt, mit denen Kunden geworben werden sollen. Diese Marketingmoden
sind dadurch gekennzeichnet, dass sie häufig genauso schnell wieder
verschwinden wie sie gekommen sind.
Andere Strömungen werden von benachbarten Disziplinen aufgegriffen
und beeinflusst, wie z. B. im Fall des Qualitätsmanagements,
des Category
Managements oder des Guerilla-Marketing,
welches das betriebswirtschaftliche Denken der angesprochenen
kleineren und mittleren Unternehmen berücksichtigt. Für Betriebe,
die sich keine wissenschaftliche Unternehmensführung erlauben
können, sind die komplexen Modelle der Marketingtheorie oft
unverständlich.
Scheinbar revolutionäre Ansätze wie "Das Ende der
Kundenbindung" oder "Abschied vom Verkaufen" dienen
dabei sowohl der Wertschöpfung durch Beratung, als auch der
Provokation zur Veränderung. Die Sichtweise des "Kaizen"
in Japan
wird hingegen kaum vermarktet und in Europa selten durch Berater
vermittelt. Sie wirkt jedoch auch im westlichen Wirtschaftsraum in der
Art, dass die Ergebnisse derartiger Unternehmensführung auf
europäischem Boden zu enormen Investitionspotential beispielsweise
japanischer Konzerne
führen.
Vor diesem Hindergrund ist die angelsächsische Zurückhaltung, vor
allem bei nicht wissenschaftlichen Denkanstößen mit denen natürlich
auch Geld
verdient werden soll, oft nicht nachzuvollziehen. Besonders aktuelle
Beispiele sind Clienting,
Guerilla-Marketing
und Virales
Marketing. So haben die von Edgar
Geffroy in den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
propagierten Ansätze zu wesentlich intensiverem Kundenbeziehungsmanagement
und der strategischen Nutzung des Internet
als Absatzkanal sich heute in vielen Unternehmen bereits etabliert.
Siehe auch: FMCG
Marketing-Experte
Weblinks