Promotor,
Promotorenmodell
(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon
olev.de, Version 1.31)
1. Definition
Promotoren sind Personen, die einen Innovations- oder Transformationsprozess
aktiv und intensiv und mit besonderem Engagement - über den "pflichtgemäßen
Einsatz" hinaus[FN1] - fördern. Die Kombination
von Macht- und Fachpromotor (Promotorenmodell, E.
Witte) hat sich als besonders erfolgreich erwiesen, die Willens- und die
Fähigkeitsbarrieren für Innovationen zu überwinden.
(Hinweis: der Wikipedia-Artikel
"Promotorenmodell" übernimmt wesentliche Teile dieses Beitrages,
z. T. auch in veränderter und verschlechterter Fassung, dies hier
ist das Original.)
a) Beschreibung des Promotorenmodells
Innovationen stoßen auf Willens- und Fähigkeitsbarrieren.
- Willensbarrieren betreffen Akzeptanz und Ressourcen: sie
äußern sich nicht nur darin, sich selbst zu verweigern, sondern
auch in der Verweigerung von Ressourcen (Arbeitskraft, Zeit, Geld, Sachmitteln)
und in negativen Reaktionen gegenüber allen, die die Innovation akzeptieren
oder sogar fördern (wollen).
- Fähigkeitsbarrieren betreffen das Verständnis für
das Anliegen insgesamt, aber vor allem auch die konkreten Probleme bei der
Entwicklung spezifischer Lösungen für die eigene Arbeit und das
Überwinden von Schwierigkeiten bei der Anwendung (Ausgangsfall der Entwicklung
war der erstmalige Einsatz der EDV in Unternehmen: er hat tiefgreifende Folgen
für die gesamten Arbeitsprozesse, die Qualifikation der Betroffenen usw.)
Promotoren können dabei helfen, diese Barrieren zu überwinden und
damit die Erfolgsaussichten für Innovationen und andere Änderungen[FN2] verbessern. Dabei hat sich
gezeigt, dass das Zusammenwirken mehrerer Promotoren mit unterschiedlichen Funktionen,
die sich gemeinsam dafür engagieren, die Erfolgsaussichten wesentlich fördert.
Das wurde zunächst von Eberhard Witte
aufgrund von empirischen Untersuchungen über die Einführung der EDV
herausgearbeitet. Inzwischen ist das Promotorenmodell weitgehend anerkannt,
wenn auch u. U. in verschiedenen Interpretationen (dazu und zu neueren
empirischen Untersuchungen s. die Quellenangaben).
b) Arten von Promotoren, Restriktoren (Opponenten)
Promotoren sind Personen, die einen Innovations- oder Transformationsprozess
aktiv und intensiv und mit besonderem Engagement - über den "pflichtgemäßen
Einsatz" hinaus(FN1) - fördern.
Dabei werden heute folgende vier Arten von Promotoren unterschieden:
Restriktoren oder Opponenten sind Personen, die einen Innovations-
oder Transformationsprozess verzögern oder verhindern können.
d) Bedeutung
des Promotorenmodells für die Praxis der Modernisierung
- Das Promotorenmodell ist zunächst ein analytisches Modell das erklärt,
unter welchen Voraussetzungen Änderungsprozesse größere Aussicht auf Erfolg
haben. Die Aussagen beruhen auf empirischen Untersuchungen im Rahmen der Innovationsforschung.
- Verwendung des Promotorenmodell: Es ist abzugrenzen gegenüber der Projektorganisation.
Beide Gestaltungen betreffen Vorhaben, die sich von Routine- und Daueraufgaben
abgrenzen lassen, also Projektcharakter haben. Eine feste Grenze für das Einsatzgebiet
ist nicht zu definieren, das Promotorenmodell hat jedoch Beschränkungen der
Leistungsfähigkeit, so dass bei einer zu großen Zahl von Beteiligten und/oder
einem zu hohen personellen Aufwand die Projektorganisation
notwendig ist.
Das gilt insbesondere bei einer ausgebauten Projekt-Aufbauorganisation
mit Projektgruppe (sie übernimmt vor allem die Funktion des Fachpromotors)
und einer Steuerungsgruppe (hier kommt die Aufgabe des Machtpromotors zu).
Bei Änderungsprozessen gehört zu einem guten Projektmanagement von
internen Veränderung im übrigen auch Akzeptanzmanagement.
e) Beispiele für den Einsatz
Vorhaben, bei denen der Einsatz des Promotorenmodell sinnvoll sein kann:
- Einführung von Zielvereinbarungen als Managementinstrument, wenn diese Einführung
schrittweise erfolgt,
- mit der gleichen Einschränkung die Einführung von Benchmarking,
- die Einführung anderer Management-Instrumente (z. B. eines neuen
Verfahrens der Mitarbeiterbeurteilung),
- organisatorische Veränderungen, wenn sie nicht wegen des Aufwandes
die Projektorganisation erfordern,
- die Einführung neuer Produkte / Dienstleistungsangebote,
- Verbesserungen des Dienstleistungsangebotes (bessere Service-Qualität
/ Bürgerfreundlichkeit),
- gegebenenfalls bestimmte Vorhaben im Rahmen der Einführung oder Modernisierung
von IT,
- die schrittweise Einführung von Telearbeit (im Gegensatz zur flächendeckenden
Einführung mit erheblichen Steigerungsraten in kurzer Zeit).
f) Rollen im Promotorenmodell
- Unverzichtbar ist der Machtpromotor, der mit Positionsmacht
versehen hinter dem Vorhaben steht und dafür sorgt, dass der Fachpromotor
arbeiten kann und bei Bedarf die erforderlichen Entscheidungen getroffen werden.
- In aller Regel unverzichtbar ebenfalls der Fachpromotor,
der die konzeptionelle Arbeit leistet und bei Bedarf die erforderlichen Entscheidungen
anregt
- Die Zusammenfassung von beiden Funktionen ist nur bei relativ
kleinen Vorhaben denkbar und rechtfertigt nicht, von einem besonderen Modell
zu sprechen. Führungskräfte haben oft bestimmte Lieblingsprojekte, um die
sie sich intensiv kümmern, dies wäre keine Erscheinung, die einer besonderer
Untersuchung bedarf.
- Als Prozesspromotor kommt vor allem eine Person aus einer Querschnittsfunktion
oder aus dem unteren oder mittleren Management in Betracht, die über den organisatorischen
Durchblick verfügt.
- Auch der Beziehungspromotor, der Informationen über Informationen und Ressourcen
sowie eine besondere Sozialkompetenz besitzt, kann eine wertvolle Unterstützung
sein.
- Fachpromotoren, die die Voraussetzungen als Prozess- oder Beziehungspromotor
mitbringen, machen unter Umständen besondere Promotoren für diese Funktion
entbehrlich.
g) Grenzen des Einsatzes
- Das Promotoren-Modell lässt sich nicht beliebig einsetzen: es hängt davon
ab, dass entsprechende Personen verfügbar sind, die über die erforderlichen
Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen und zusätzlich bereit sind, sich über
das normale Maß hinaus zu engagieren (s.o.).
- Das schränkt die Möglichkeiten ein, dieses Promotorenmodell als Managementinstrument
einzusetzen, sensibilisiert aber für die Voraussetzungen des Erfolgs und sollte
dazu beitragen, nach der je nach Situation geeigneten Reformstrategie zu suchen.
3. Quellen
(Literatur, Internet-Adressen) |
|
Folkerts, Liesa |
2001 |
Promotoren in Innovationsprozessen, Wiesbaden
2001 |
Hauschildt, Jürgen |
1997 |
Innovationsmanagement. 2. Aufl., München
1997 |
Hauschildt, Jürgen/ Gemünden, Hans
Georg (Hrsg.) |
1998 |
Promotoren - Champions der Innovation. Wiesbaden
1998 |
Witte, Eberhard |
1973 |
Organisation für Innovationsentscheidungen
- Das Promotoren-Modell. Göttingen 1973 |
Anmerkungen
[1] Witte formuliert: "Promotoren
sind keine Verwalter, die pflichtgemäß und verordnungsgetreu ein vorgeschriebenes
Stellenbild ausfüllen. Promotoren sprengen das instanziell festgelegte Maß an
Aktivität. (Das Promotorenmodell, in: Hauschildt/Gemünden (Hrsg.), Promotoren.
Champions der Innovation. 1998, S. 11, 15)
[2] Die Ausführungen zitieren
die Innovationsforschung, gehen aber davon aus, dass Entsprechendes auch für
Veränderungen anderer Art gilt, auch wenn es sich nicht
um (bloß) technische Innovationen handelt.