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Best Practice bei NPM
Best-Practice-Kriterien
Best Practice ("hervorragende Praxis")
(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.3)

1. Definition

  1. Vorbildliche und nachahmenswerte Verfahrensweisen: Lösungen oder Verfahrensweisen, die zu Spitzenleistungen führen und als Modell für eine Übernahme in Betracht kommen (Voraussetzungen für eine Übernahme; vor einer mechanischen Übernahme ist zu warnen!).
  2. Das Vorgehen, solche Verfahren zu ermitteln und für die Verbesserung der eigenen Prozesse zu nutzen, oft als Weiterführung von Benchmarking.
"Best Practice" heißt:
Mit Stolz abkupfern.

Best practice ist ein pragmatisches Verfahren. Es systematisiert vorhandene Erfahrungen erfolgreicher Organisationen (oft auch von Konkurrenten) oder Anwender usw., vergleicht unterschiedliche Lösungen, die in der Praxis eingesetzt werden, bewertet sie anhand betrieblicher Ziele, und legt auf dieser Grundlage fest, welche Gestaltungen und Verfahrensweisen am besten zur Zielerreichung beitragen.

Pragmatischer, weil auf die Auswahl einer einzigen "richtigen" Lösung verzichtend, ist good practice.

Bei der Verwendung dieses Instruments ist von entscheidenden Bedeutung zu prüfen, ob die als hervorragend bewertete Lösung auch unter veränderten Umwelt- und internen Bedingungen (siehe zu den insgesamt relevanten Einflussgrößen z. B. die Darstellung im St.-Galler Managementkonzept) für die eigene Institution entsprechende positive Wirkungen haben wird - ohne wesentliche negative Nebenwirkungen.

Eine differenzierte Diskussion dieser Problematik am Beispiel des "New Public Managements", die aber auch generell verwertbar ist, findet sich bei Schedler/Proeller 2009: 40 f., die auch die unterschiedlichen Motive und Vorgehensweisen verschiedener Akteure auf dem Gebiet NPM gegebenüberstellen. Ihr Resümee:

"Best practice Ansätze haben den Vorteil, dass durch die Darstellung praktischer Beispiele das oftmals vermeintlich Unmögliche als machbar offenbar wird. ... Dieses Vorgehen hat international nachweislich eine hohe Mobilisierungskraft entwickelt". Besonders schwer wiege aber "der Vorwurf der Naivität im Konzepttransfer: Was hier beste Praxis ist, kann in einem anderen Kontext zu grossen Schäden führen." (Schedler/Proeller 2009: 41)

Zusätzlich ist anzumerken, dass das Vorgehen problematisch ist, weil nicht geprüft wird, ob es Gegenbeispiele gibt, bei denen das prämiierte Konzept keine positiven Wirkungen oder schwer wiegende Nebenwirkungen gehabt hat: es werden nur Erfolge, aber keine Misserfolge analysiert - ein leider verbreiteter Fehler in der Reformdiskussion und -praxis, der auf ein Problem im Wissenschaftsverständnis hinweisen kann.

Allgemein zur Übertragbarkeit auf andere Anwendungsfälle siehe im Beitrag "Best Practice Kriterien".

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2. Weitere Informationen
Best Practice - Online-Verwaltungslexikon

Wichtige Elemente sind also:

Hilfreich kann es sein, darauf zu verzichten, "die" (einzige) beste Lösung zu suchen, sondern statt dessen bewährte Lösungen zu prüfen, was sie zur Verbesserung beitragen können: good practice.

Die Bewertung als "good practice" setzt voraus, dass analysiert worden ist, worin sich die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Gestaltungen unterscheiden, und welche Ursache-Wirkungs-Beziehungen bestehen. Negativ-Beispiel: die Diskussion nach der Bildungsstudie PISA, in der das gute Abschneiden von Finnland als Folge des dortigen Schulsystems oder bestimmter schulorganisatorischer Gestaltungen gesehen wurde, obwohl andere Länder mit gleicher Schulorganisation wie Finnland schlechte Bildungsergebnisse erreichten[FN1]. Und verschiedene, von Peters/Waterman 1982 als Beispiele für hervorragendes Management gelobte Unternehmungen sind in den folgenden Jahren in große Probleme geraten: wie "nachhaltig erfolgreich" war das gelobte und zur Nachahmung empfohlene Managementkonzept? Seitenanfang

Best-Practice-Kriterien

Bei der Verwendung von best practice gibt es Kriterien, die die Verwertbarkeit erleichtern und vor möglichen Fehlern bewahren können, siehe den besonderen Beitrag zu Best-Practice-Kriterien.

 


[1] Das wird gut herausgearbeitet in dem Beitrag von Ludger Wößmann: Familiärer Hintergrund, Schulsystem und Schülerleistungen im internationalen Vergleich. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 21-22/2003, S. 33-38, http://www.bpb.de/files/J5B0W9.pdf (2003-10-12).

 


© Copyright: Prof. Dr. Burkhardt Krems,
Köln, 2011-06-27
http://www.olev.de/b/best-practice.htm