10er-Regel der Fehlerkosten

(Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.27)

1 Definition

Erfahrungsregel aus dem Qualitätsmanagement, dass die Kosten der Fehlerverhütung bzw. der Fehlerbehebung in jeder Phase um den Faktor 10[1] steigen: wenn Fehler nicht bei Planung und Entwicklung vermieden werden, sondern erst bei der Gestaltung der Arbeitsschritte und Prozesse (Arbeitsvorbereitung, Ablauforganisation) bemerkt werden oder sogar erst in der Fertigung, bei der Endprüfung oder gar beim Kunden - dann sind sie 1 000 mal höher als die Kosten der Fehlerverhütung in der Planung und Entwicklung.

2 Weitere Informationen

Daraus leitet sich die Forderung ab, vorauszudenken, welche Fehler entstehen könnten, und ihre Entstehung möglichst zu vermeiden, bzw. bei entdeckten Fehlern die Ursachen der Ursachen ... der Fehler zu beseitigen ("5 mal 'Warum' fragen"). Seitenanfang

Eine Qualitätstechnik zur Umsetzung ist die Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA)

Die Kosten von Fehlerverhütung bzw. Fehlerentdeckung steigen exponentiell von Phase zu Phase: von Planung, Entwicklung, Arbeitsvorbereitung (AV), Fertigung, Endprüfung bis zum Kunden.

10er-Regel der Fehlerkosten

Zusammenhang zwischen Phasen der Fehlerverursachung und den Fehlerkosten. Eigene Darstellung nach T. Pfeifer, Qualitätsmanagement, 2. Aufl., 1996, S. 11. Die entsprechende Darstellung findet sich bei Pfeifer/Schmitt 2010 auf S. 154.

AV = "Arbeitsvorbereitung"

Deshalb bedeutet Qualitätsmanagement nicht, Fehler durch verstärkte Anstrengung und/oder Kontrollen in der Fertigung zu vermeiden. Das ist angesichts der Komplexität der Fertigungsprozesse, knapp bemessener Personalkapazität und zunehmender Aufgaben selten möglich, es ist auch nicht effizient. Seitenanfang

Vielmehr muss das Potenzial genutzt werden das darin liegt, bereits die Entstehung von Fehlern durch Planung, Entwicklung und Arbeitsvorbereitung zu vermeiden. Dabei sind Fehler Lernchancen, die genutzt werden müssen, indem die Konsequenzen für diese frühen Phasen gezogen werden (fünf mal "Warum" fragen).

Bei Fehlern fünf mal "Warum" fragen

Vorausgesetzt wird dabei immer, dass die Grundidee des Qualitätsmanagements umgesetzt wird: Qualität lässt sich nur durch beherrschte Prozesse gewährleisten. Dazu müssen die Prozesse identifiziert, dokumentiert, analysiert, optimiert, auditiert - und möglichst zertifiziert, also extern überprüft - werden, und das ist periodisch zu wiederholen.

Umgang mit Fehlern

Wenn Fehler auftreten, sind nicht (nur) die unmittelbar erkennbaren Ursachen zu beseitigen, sondern die Ursachen der Ursachen (5 x „Warum“ fragen!), d. h. warum jemand etwas falsch gemacht hat, etwas falsch machen konnte, wie die Entstehung des Fehlers durch Änderung des Produkts, der Bestandteile / Zulieferung, der Arbeitsorganisation (der Prozesse), oder bereits in der Planung vermieden werden könnte.

85 % aller Fehler
sind systembedingt
(Deming)

Orientierung könnte die Erfahrungsregel von Deming sein:

85 % aller Fehler sind systembedingt.

„Fehlersuche“ darf also im Regelfall nicht die Suche nach dem Schuldigen, der für den Fehler „verantwortlichen“ Person sein. Es gilt, wie allgemein im Arbeitsleben: trenne das Problem von der Person!

Das Problem
von der Person
trennen!

"Arbeitsvorbereitung" bedeutet dabei vor allem Gestaltung der Prozesse (Ablauforganisation, Geschäftsprozessoptimierung), in der öffentlichen Verwaltung ist u. U. auch die Gestaltung der Aufbauorganisation einzubeziehen.

Für die öffentliche Verwaltung gilt, dass die Verantwortlichkeit für die Nutzung des Potenzials in der Phase "Planung und Entwicklung" zum Teil bei übergeordneten Instanzen liegt, z. T. sogar beim Gesetz- und/oder Verordnungsgeber, und dass die Stärkung der Ausführungsebene im Rahmen des Neuen Steuerungsmodells die Möglichkeiten verbessern kann, dieses Potenzial zu nutzen. Im Übrigen wird oft übersehen, dass es Aufgabe der nachgeordneten Stellen/Einrichtungen ist, aufgrund ihrer praktischen Erfahrungen die höheren Ebenen - einschließlich Ministerien - zu beraten, ihr Erfahrungswissen also aufzubereiten und weiterzugeben.

Fehler ist nicht identisch mit Mangel im Rechtssinne, siehe dazu beim Stichwort "Mangel". Seitenanfang

10er-Regel der Fehlerkosten - Online-Verwaltungslexikon

3 Quellen

T. Pfeifer, Qualitätsmanagement, 2. Aufl., 1996

Pfeifer, Tilo / Schmitt, Robert: Qualitätsmanagement. Strategien, Methoden, Techniken. 4. Aufl., München 2010

Weitere Quellen im Beitrag "Qualitätsmanagement".

 


Anmerkungen

Zurück zum Text Der Faktor "10" ist dabei nicht als exakter Messwerte zu verstehen, sondern signalisiert die extreme Ungleichverteilung der Kosten. Vgl. die entsprechende Funktion solcher Zahlenwerte bei der 80-20-Regel und der 90-9-1-Regel.